Nachdem sich der Wind für mehrere Tage drehte, war an ein Betauchen der Höhlen im Golf von Orosei nicht zu denken. So suchten wir uns eine Höhle im hinteren Hochland der Karst Region des Supramonte raus. Die Wahl fiel auf die Grotte Luigi Donini. Nachdem man so einiges über sie gehört hatte und jeder diese als supertoll beschrieben hatte, waren die Erwartung entsprechend groß.
Morgens um 0700Uhr trafen wir uns und gingen nochmal das benötigte Equipment durch. Nassneo, SRT Gurtzeug, 2 Seile à 60m, ausreichend große Schleifsäcke, Helm, Backup Licht, Verpflegung und natürlich eine Kamera.
Die Höhle sollte viele wasserführende Bereiche haben, viele kleine Abseilstellen innerhalb und am Ende musste man außerhalb 50m an einer Wand abseilen. Das hörte sich schon mal sehr interessant an. Wie sagt Salva immer: „Speleo Sportive!“ 😁
Doch um dort hinzukommen, war für sich schon ein Abenteuer. Wir mussten von Cala Gonone 1 Stunde auf der Hochstraße entlang des Küstenkammes des Supramonte Richtung Süden fahren, bevor eine Schotterpiste ins Hinterland führte. Natürlich in die entgegengesetzte Richtung…
Nach gut 2,5 Std und viel Mitleid für die Reifen kamen wir am Ende dieser Piste an.
Jetzt stand noch eine kleine Wanderung in einem Wadi an. Da es kurz vor Mittag war, stopften wir uns noch kurz mit dem mitgebrachten Essen voll.
Brian, der den Weg und den Zugang zur Höhle beschrieben bekommen hatte, erklärte das der kleine Eingang der DONINI auf der rechten Seite des Wadis sein sollte. Nach ca. 15min Wanderung in Verbindung mit Suchen fanden wir etwas erhöht ein kleines Loch im Boden mit einer Plakette darüber. Das musste unser zukünftiges Abenteuer sein. Das Loch war kreisrund und war kaum größer als 50cm – 60cm im Durchmesser. Ich dachte nur, hiervon wurde so begeistert erzählt…
Wir machten uns fertig zum Befahren der Höhle. Außerhalb der Höhle war es über 30° und wir befanden uns im Süden von Europa. Während Melissa, Max und ich uns Gedanken machten, ob unser Neo nicht vielleicht zu warm sei, entschied sich Brian für einen Longjohn ohne Oberteil. Um es vorweg zu nehmen, Höhlenwasser ist anscheinend überall in Europa kalt und Brian hatte am Ende der Höhlenbefahrung kein Bock mehr auf Wasserkontakt und war froh, sich ständig mit dem Aufschiessen des Seiles befassen zu können. Es hielt ihn einigermaßen warm. In dem Fall haben die beiden von der Alp alles richtig gemacht…
Nochmal kurz nach dem schweißtreibenden Umziehen einen Schluck getrunken und schon ging es los. Da ich das 2. Seil im Schleifsack, als einziger ein Messer und letztes Jahr bei Nils und seinem FUNIS eine Notfallausbildung zur Bergung bei hängendem Seiltrauma besucht hatte, war ich der Schließende in unserem 4er Team.
Der erste Absatz in diesem engen Kamin waren gute 8m. Unten angekommen war es erstmal relativ eng und wir mussten uns auf allen Vieren fortbewegen. Erinnerungen an die wunderschöne Brunnensteighöhle wurden wach. Die Spuren im Sand und Fels verrieten uns den richtigen Weg. Nach weiteren zwei 8 – 10m Abseillängen machte die Höhle mehr auf und wir stießen auf Wasser. Vor uns lagen einige große wassergefüllte Sinterwaschbecken (2m x 8m) die Stufenförmig abwärts angeordnet waren.
Ab hier machte die DONINI richtig auf und am Ende der Stufen lag vor uns 20m tiefer ein wassergefülltes Becken. „Ooohaaa! Doch nicht zu viel versprochen,“ dachte ich mir. Nach einer kleinen Traverse noch oberhalb, seilten wir uns direkt in den großen Pool ab.
Das anschließende Seil aufschiessen folgte direkt in den Schleifsack. Es dauerte eine Weile, da sich das Ende des Seiles im Pool verteilte. In der Zeit waren Melissa und Max weiter geschwommen und hatten nach der Fortsetzung gesucht.
Von nun an wurden die Gangdimensionen immer größer. Auch der Sinterschmuck wurde immer vielfältiger. Mal wurde die Höhle kurz trocken, um von uns wieder einen Sprung ins Wasser zu fordern. Sehr zum Missfallen von Brian.
Nach dem 2.Sprung ins Wasser reparierte ich Melissas 5$ Helm aus Ecuador mit ein paar Bungees. Ihr Innengestell löste sich beim Untertauchen von der gelben Schale. Sie tauchte neben ihrem Helm wieder auf, während das Gestell noch auf ihrem Kopf war. 😅
Auffällig viel Schwemmholz lag in der Höhle. Das führte an einigen Stelle zu einem modernden Geruch des Wassers.
An einigen Stellen, wo die Höhlendecke sehr tief kam, saßen einzelne Fledermäuse und schauten beim Betrachten in unsere fröhlichen Gesichter.
Die Karstformation hatten unterschiedliche Formationen und waren meist sehr rund gewaschen. Die wassergefüllten schmalen Gänge von 2 – 3m mündeten in große Hallen von 20 -30m Breite und Höhe. Zwischendurch mussten wir uns wieder abseilen oder an vorhandenen Seilen wieder hochziehen.
Nachdem wir die Abkürzung aus der Höhle haben links liegen lassen, erreichten wir nach guten 2,5 Stunden eine sehr große Halle. Diese war ca. 60m hoch und hatte eine Breite von 50m. Ihr Ende in der Länge war kaum auszuleuchten.
Die Abkürzung hätte im Aufstieg an einem vorhandenen Seil ca. 80m in die Höhe erklommen werden müssen. Vermutlich hätte es Brain sehr gutgetan. Er war mittlerweile sehr ausgekühlt und zitterte am ganzen Körper. Eine Rettungsdecke lehnte er stolz ab…😌
Ich bemerkte einen warmen Luftzug. Ein Hinweis auf Außenwelt nähe. Als es wärmer wurde, empfing uns der erste Sonnenstrahl ins Gesicht.
Eine Taube erschreckte uns und flog davon, als es mittlerweile Taghell war. Wir stoppten vor einem Absatz. Unter uns lag ein 15 x 15m großer glasklarer Pool.
Wir sprangen ein letztes Mal hinein. Denn ab jetzt wurde es wieder sehr warm.
Brian bereitete die 50m Abseilstelle vor. Nach und nach seilten wir uns ab. Das Seil war nass und glitt nur sehr mühselig durch Rack oder Achter.
Unten angekommen legten wir SRT und Neo ab und rasteten kurz, bevor es erstmal 150m Höhenmeter steil zu Fuß weiter runter ging. Immer wieder schauten wir hinauf, wie mächtig diese Karstberge und -hänge waren.
Im Tal angekommen ging es über 200m Höhenmeter wieder hinauf. Ab hier hatte keiner mehr mit Unterkühlung zu kämpfen…
Am Auto angekommen empfingen uns eine Herde Nutztiere, die das Auto umringt hatten. Kühe, Schweine und Ziegen schauten uns verdutzt an. Dessen Bauer, der uns begrüßte, war mit der Ausbesserung des Zaunes beschäftigt. Unser Outfit war für ihn keine Überraschung. Trotz des wenig üppigen Bewuchses wird diese abgelegene Region vom Sarden landwirtschaftlich genutzt.
Auf der Rückfahrt hielten wir noch an 2 weiteren Höhlen für ein Guckerle an. Sie hatten auf der Hinfahrt unser Interesse geweckt.
Das Supramonte hat noch einiges zu bieten…